Cantor und Clown
Ein komponierter Briefwechsel
Sie kommen nicht voneinander los; die Geschwister Fanny Hensel (1805-1847) und Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847). Über alles schreiben sie einander; über Politik, Tratsch, Alltägliches und nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Qualität von Kunst geht. Goethe, Paganini, Liszt, Clara Wieck und sogar deren Mann Robert Schumann werden hier scharf ins Visier genommen und kritisiert. Dazwischen, sobald sie länger getrennt waren, Briefe voller Sehnsucht und Verletzlichkeit.
Der komponierte Briefwechsel Cantor und Clown zeichnet die Gedanken und Gefühle des be- rühmten Geschwisterpaares nach. Und immer wieder geht es um Klaviermusik und um neue Kompositionen. Sie fühlt sich als ihm ebenbürtige Künstlerin. Doch fast wäre Fanny Hensel an der gesellschaftlichen Norm zerbrochen, dass eine Frau gefälligst Mutter zu sein hat und nicht Komponistin.
Da verneigt sich ihr Bruder, der schon große Komponist, o ziell vor der außergewöhnlichen Leistung seiner Schwester und unterstützt sie trotz aller Widerstände in ihrem Künstlertum mit vollem Einsatz. Es war wie ein Ritterschlag. Endlich hatte ihr lebenslanger Kampf einen Sinn und sie erlebte eine Phase höchsten Glücks! Doch kurz danach stirbt Mendelssohn. Und ohne ihn wollte selbst Gott sie nicht mehr auf Erden leben lassen. Begraben wurden die Geschwister in einem Ehrengrab in Berlin. Sie liegen dort nebeneinander, Mendelssohn’s Frau woanders.
Lesung mit Leslie Malton und Felix von Manteuffel
Klavier/Improvisation: Petra Woisetschläger, Bühneneinrichtung: Marlene Breuer